„Listen to your eyes“ heißt es im Kunstraum mit einer großen Schau
atelierfrischer Malerei, Fotografie und Skulptur. Eindeutig dominiert die Farbe
einladend bunt auf figurativen Tableaus. Daneben nehmen viele Künstler gesellschaftlich
Unsinniges hintersinnig auf’s Korn. Nicht mit beißendem Sarkasmus oder
tiefsinniger Gesellschaftskritik reagieren sie, sondern mit einer guten Portion
Gelassenheit. Ob sie begründet ist in einem Gefühl von Ohnmacht, zu dem man
sich angesichts globalisierter Wirtschaftsstrukturen verurteilt sieht? Einige
Themen jedenfalls resultierten sichtbar aus dem Lebensgefühl einer jüngeren Generation.
Des Menschen Projektion ist sein Tier. Wagemutig also das Portrait von
David Uessem, der seit einem Jahr erst auf dem Kunstmarkt mit Erfolg arriviert?
Ein in Neonfarben hyperrealistisch gemaltes Selbstportrait im Hasenkostüm
stellt es dar, das er nach der Fertigstellung partiell „überrakelt“. Das rechte
Auge in Farbschlieren versunken blickt der Künstler uns munter an. Was genau in
diesem verwischenden, teilweise nur kontrollierbaren, manche würden sagen destruktiven Malgang passiert, ist nicht
steuerbar. Das Bild behauptet sich oder ist zerstört, in jedem Fall wird die
ästhetisch perfekte Oberfläche gebrochen. Ebenso das Portrait „Mr.Maxi Monet“.
Ein attraktiver Freund des Künstlers, Max der Wasserballspieler wird ästhetisch
perfekt gemalt und dann verwischt. Was von ihm übrig bleibt, erinnert entfernt
an Monets grüne Seerosenlandschaft.
Auch Holger Kurt Jäger zeigt Katzenhasen in Leuchtfarben, ausstaffiert
für Frühling, Herbst und Winter mit Blüten, Christkindkostümen, an denen Paris
Hilton Freude hätte. Auch hier fällt auf, wie mutig und gelassen der Künstler
perfekt ausgeführte Bildflächen im Farbdripping löscht und übermalt.
Idealisierte, perfekte Oberflächen lässt er lieber in den humorvoll abgedrehten
Bildern bestehen.
Wolfgang Neumann malt Barack Obama und Helmut Kohl als traurige Clowns,
Anja Luithle bestückt Schuhe oder ein halbes Hirn mit Hirschgeweih. Roland
Schmitz lässt den „Bunny Master“ und „Cat Man“, the Wrestler Katzen durch die
Lüfte schleudern. Ausgeführt sind seine Bronzen in differenziert
naturalistischer Technik, die er zerkratzt, patiniert oder zur Plinthe zerfließen
lässt.
Sarkastisch geht es auch bei Anja Schilling zu. „Hausfrauenträume“ nennt
sie die Holzbrettchen,in denen Küchenmesser wie Raketen stehen. Dazu passen die
Mokka Tassen im Galeriefenster, in denen selbst drehende Löffel bei jeder
Rotation genüsslich knirschen.
Vieles mehr ist zu entdecken: Der Surfer oder Beach Boy von Roger
Löcherbach, Spreckelmeyers stürzende Transformer, Lucia Dellefants Design von
Durchhalte- und Wunschparolen auf Aluminium oder Ivo Lucas fiktionale
Historienbilder.
Derzeit restlos ausverkauft sind leider die Bestände von Alpay Efe, doch
es wird
nachproduziert.
Bis 23.12.2012, kunst-raum Schulte-Goltz & Noelte, Rüttenscheider
Str. 56, di-fr 12-19, sa 10-16 Uhr u.n.V.
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