Holger Kurt Jäger arriviert mit
einer gereiften, umfangreichen Schau im Kunstraum. Wie aus dem Nichts? Das
meint, wer an die berühmt berüchtigten Waschlappen denkt, die er mit
Schurkenportraits und denen anderer Promis bemalte und auf der Art Fair Köln
2011 an einem Wäschetrockner präsentierte. Für Furore sorgte diese Aktion,
lockte Medien und Besucher aus der Reserve. Mit dem Remix aus High and Low,
Hohem und Banalem, Originalitätsanspruch und Vermarktungsstrategie rockte der
Newcomer den Kunstbetrieb auf. Schnell schaffte er es auf die Titelseiten von
Gazetten, Magazinen und Kunstkritik. Die jedoch stand dem Phänomen Jäger
zunächst ratlos gegenüber. Sollte man ihn früh und vielleicht unverdient hypen
oder lieber verdammen angesichts des unbeschwerten Umgangs mit Kunst? Angesichts
von poppig bunten Bildern, die Inhalte andeuten, von denen keiner so recht weiß,
wie sie zuzuordnen sind.
Holger Kurt Jägers Antwort kommt
prompt. „Mashup Royal“ lautet die selbstbewusste Devise, mit er Altbekanntes sampelt:
Wie ein DJ in Sachen Kunst, der Alltägliches, Skurriles, Mediales, Fantasy und
Alltag aufmischt und es mit lockerer Hand neu collagiert. In einer Malweise,
die von galantem Understatement zeugt, angesichts der modern altmeisterlichen
Malweise und sketchartigen Inhalte, die kaum jemand lückenlos zusammensortiert.
Logische Leerstellen sind einprogrammiert, eiern, leiern, lösen sich oder werden
ganz einfach überspielt.
Jugendportraits in vieldeutiger
Dreierkombination taucht Jäger in glühendes Rot: Ein Schlafzimmer-, ein
tiefgründiger, ein optimistischer Blick driften zielsicher am Betrachter
vorbei. Es sind Putin, Merkel, Obama, die Mächtigen vereint im kindlichen
Portrait. Gegenüber hängen klassisch anmutende Stillleben von Pflanzen frisch
oder verwelkt in Vasen, dazu ein zerzaustes, zotteliges Wesen. Was es ist? „Ein
Faultier“, so der Künstler, das in Zeitlupe sein Leben verpennt und dessen
Stillstand den Begriff Stillleben dynamisiert.
Andere Bilder wirken rätselhaft und
sind randvoll mit beißender Ironie, medialen und kunsthistorischen Zitaten. Pluto,
der Gott des Reichtums und Tyche, zuständig für Schicksal und Zufall, wird
nicht mit Füllhorn, sondern Thermobehälter ausgestattet. Dazu gesellen sich
ravende Hipster und eine Mel Ramos-Blondine, deren entblößte Beine nahtlos in
eine Spülbürste übergehen. So skurril Jägers Einfälle auch sind, sicher ist:
Tabus und Denkverbote kennt er nicht und wird sie sich auch nicht aneignen.
bis 25.4.15, Kunst-Raum
Schulte-Goltz+Noelte, Rüttenscheider Str. 56, Di-Fr 12-19, Sa 10-16 Uhr
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